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Dazulernen, anwenden, weitergeben – das war schon immer ganz mein Ding. Und Ende November hat mich der als Weiterbildung besuchte Kurs Design your Life so begeistert, dass ich tatsächlich einen ersten Blog schreibe, von wegen DAS mach ich nie. Weshalb nun doch? Weil die Themen aktueller denn je sind und viele beschäftigen: Wie kann ich mehr von mir in mein Leben bringen, die Zukunft proaktiv gestalten, beruflich einen neuen Weg einschlagen? Egal ob Standortbestimmung, Stellensuche, firmeninterner Wechsel als nächster Karriereschritt oder die Idee der Selbständigkeit, die kreativen Methoden aus dem Life Design kombiniert mit Ansätzen aus der Positiven Psychologie inspirieren und helfen, ins Handeln und in-Bewegung zu kommen.
Querdenken, unbedingt!
Prof. Dr. Sebastian Kernbach, Leiter des «Life Design Lab» an der Universität St. Gallen, hat diesen Kurs konzipiert und definiert in einem Interview zum Thema «Karriere selbst gestalten» Life Design als «die Anwendung der Innovationsmethode Design Thinking auf die eigene Person, das eigene Leben und die eigene Karriere. Der Ansatz wurde an der Universität Stanford entwickelt und unterrichtet und etablierte sich dort unter Studierenden schnell zu einem der populärsten Kurse.» Kein Wunder, denn die Methode ist kreativ, lässt und schafft Raum zum Querdenken, lädt ein zum Ausprobieren, arbeitet mit der Schwarmintelligenz von Gruppen und hat, so auch mein Eindruck und meine Erfahrung, einen positiven Einfluss auf ein wohlwollendes Umgehen mit sich selbst.
Zoom und so
Onboarding also, zu zwei Tagen Zoom, zu den beiden Moderatorinnen und den anderen Teilnehmenden, neugierig, gespannt, umringt von Stiften, Post-it in allen Farben und zehn Blättern in Grösse A3. Die Präsentations-Tools, Aufbau und Gestaltung der Sequenzen, das allein schon ist lehrreich und Inspiration für eigene Zoom-Moderationen und Online-Gruppencoachings. Reflexionen als Einzelarbeit, die kooperativen Aufgaben oder auch der Austausch im Online-Plenum sind zwar nicht vergleichbar mit dem Präsenzsetting, aber ganz vieles ist möglich, wie auch in diesem Training erlebt.
Neugier, Experimente, Wachstumshaltung
Der Life-Design-Ansatz, im Laufbahncoaching auf Arbeit und Beruf angewandt, ergänzt Design-Thinking-Methoden mit Elementen aus der Positiven Psychologie und bestimmten Kreativitätstechniken, um konkrete nächste Schritte, sogenannte Experimente oder «Prototypen» für sich zu definieren, um eine gewünschte (berufliche) Veränderung herbeizuführen. Es geht darum, nicht in Entweder-oder, sondern in vielen Möglichkeiten zu denken. Anpassungen erstmal zu testen, im Kleinen, eine einfach machbare oder auch eine ‘verrückte’ Variante davon, das ist wichtig. Natürlich gibt es sie, die gelingenden drastischen Laufbahn-Wechsel. Hier geht es aber eher um ein schrittweises Vorgehen in Phasen der Neuorientierung beziehungsweise beruflichen Veränderung.
Wie könnte ich...?
Unabhängig von individueller Zielsetzung und Motivation für den Kurs - die meisten meiner Ko-Teilnehmenden sind mit dem Thema neue Wege im Beruf unterwegs - der persönlichen Reflexion und der im Testverfahren definierten Signaturstärken, unsere besonders typischen Stärken, folgt das Formulieren von eigenen Ideen. «How might I…?», lautet die zentrale Frage, also «Wie könnte ich…» mir zum Beispiel eine Situation erschaffen, die es mir ermöglicht, mit einer bestimmten Idee zu experimentieren, ohne gleich zu kündigen? Ein Praktikum absolvieren? Alles möglich, auch im fortgeschritteneren Erwerbsleben. Wie könnte ein hinsichtlich Geld, Zeit und Emotionen nicht allzu risikoreicher Schritt in die neue Richtung aussehen, und zwar ohne dass ich jemanden um Erlaubnis bitten muss? Die Antwort im Erleben zu testen ist ein Prinzip des Life Design.
Wie wäre es, wenn du...?
Dann die Gruppen- oder Partnerarbeit in den Breakout-Rooms: Durch gezieltes Rückfragen, Feedback und Einbringen von weiteren Ideen wird bestätigt, bestärkt, geklärt, aber auch ermutigt. So zeigen sich die einen oder anderen Themen, die unter einem Wunsch für eine neue Stelle, einem breiteren Profil oder nach Selbständigkeit ‘verborgen’ liegen. Dieser Austausch, so erlebe ich es auch in den meisten meiner Gruppencoachings, ist nicht nur inspirierend, sondern auch äusserst motivierend und hilfreich für die Umsetzung. Für letztere gilt immer die Wachstumshaltung: Was lerne ich aus diesen ‘Prototypen’, aus getesteten Strategien oder neuen Handlungsmustern, die mich zunächst vielleicht nicht ans Ziel zu führen scheinen?
Wie ein Produktdesigner
Analog dem Produktdesigner, der eine neue Idee entwirft, und dann noch eine und noch eine, bis die aus Anwendersicht überzeugende Lösung gefunden ist, sucht der Lifedesigner nach der optimalen Kombination von Arbeitsinhalten, -pensum und möglichst viel Übereinstimmung mit den eigenen Werten und Signaturstärken. So gesehen gibt es keine falschen Entscheidungen, bloss solche, bei denen wir mehr oder weniger von uns ins Leben beziehungsweise zum Ausdruck bringen.
Von Tools und Teams
Ganz besonders angetan haben es mir die abwechslungs-reichen in «Design your Life» genutzten Tools: mal ganz ‘verspielt’ mit der Büroklammer, ganz spontan, was können Sie denn alles mit einer solchen anstellen? Mal zeichnend für das Life Design Board. Wir meditieren, machen den Hampelmann und sitzen im Zoom-Plenum sinnbildlich ums Feuer. Theorie und Praxis sind in Balance, zoomgerecht vor- und zubereitet, unsere Lieblingssongs ab Playlist begleiten die Pausen im Hintergrund. Alle Kurssequenzen sind fokussiert und lebendig moderiert.
Wir sind alle zwei Tage mit dem eigenen Thema und Zielsetzung unterwegs, verstehen und erleben uns aber nicht als Soloprojekt, sondern eher als Erfolgsteam. Aneinander und daran interessiert, dass wir alle «at our best», kraftvoll, entschlossen und mit Freude unsere Zukunft gestalten.
Andrea Grossholz Ebner M.A.
Coach/Beraterin
In-Bewegung.ch, persönliche Laufbahnstrategie
Literatur: Sebastian Kernbach / Martin J. Eppler, «Life Design», (Schäffer-Poeschel Verlag, 10/2020)